Magdalena Lobnig holt Olympia-Bronze in Tokio
Wer kann sich noch an die Olympischen Spiele in Rio 2016 erinnern, als sie bitter enttäuscht den sechsten Rang belegte oder wie oft sie aufgrund von langwierigen Verletzungen oder gesundheitlichen Problemen immer wieder aufs Neue aus der Bahn geworfen wurde. Sie hatte sogar vereinzelt das Gefühl, als ob die Leidenszeit nie enden würde. Doch das alles gehört längst der Vergangenheit an, denn die Kämpfernatur entwickelte in den letzten Tagen ein spezielles Gespür. „Ich will die geilsten Rennen meines Lebens fahren.“ So lautete die knackige Kampfansage von Kärntens Ruder-Ass Magdalena Lobnig.
Sie hielt ihr Wort – und wie. Nach einem äußerst starken Finallauf musste sich der Schützling von Kurt Traer im Ziel nur der Neuseeländerin Emma Twigg sowie der Russin Hanna Prakatsen geschlagen geben. Sie hielt ihr Wort.
Mit der insgesamt sechsten Rudermedaille in der rot-weiß-roten Geschichte erfüllte sich die 31-Jährige nach 15 Jahren beinharter, intensiver und oft schmerzhafter Arbeit einen Kindheitstraum. Und sie sorgte zugleich für einen historischen Moment, denn sie gewann als erste österreichische Ruderin olympisches Edelmetall. „Ich finde es cool, dass ich Geschichte geschrieben habe. Im Rennen habe ich mir einfach gedacht, dass ich die Nervosität mit jedem Schlag raustreten muss. Es ist emotional und die Freude riesig. Die ganze Geduld, all die vielen Stunden, die ich in den letzten Jahren investiert habe, der Verzicht auf vieles – es hat sich ausgezahlt. Es ist mein absoluter Karrierehöhepunkt. Eine Olympiamedaille ist das höchste. Ich habe im Finale mein bestes Rennen abgeliefert“, strahlt die Europameisterin von 2016 sowie zweifache WM-Bronzemedaillengewinnerin, die verriet, welch großen Anteil Nationalteamtrainer Robert Sens hat. „Wir waren noch nie so viel auf Trainingslager. Mit ihm ist alles professioneller geworden. Wir haben so gezielt gearbeitet,“ kennt die Wassersportlerin die Hintergründe ihres Erfolgs. Was allerdings nach den Spielen passiert, lässt sie vorerst offen, „mal schauen, was es für Gefühle auslöst“.
Ihr gönnen es einfach alle. „Maggie“, wie sie liebevoll genannt wird, zählt definitiv nicht zur Gattung Sportlerinnen, die unnahbar und abgekapselt sind. Ganz im Gegenteil. Die zahlreichen Social-Media-Glückwünsche von heimischen Sportlern zeigen, dass es der Heeressportlerin einfach alle zusammen und von Herzen gönnen. Sportlich immer voll auf Anschlag, verbringt die Hobbygärtnerin, die seit vier Jahren in einer 104-Quadratmeter-Wohnung oberhalb der Firma und Werkstatt ihrer Eltern lebt, ihre seltene freie Zeit in Völkermarkt. „Wenn Not am Mann ist, springe ich an der Kasse in der Tankstelle ein, es ist quasi ein Familienunternehmen. Nur das Herumschrauben kommt bei mir nicht infrage.“
Nur ein Blick auf das Bügeleisen lässt sie weniger enthusiastisch werden. „Ich hasse bügeln. Manchmal liegt wochenlang die gewaschene Kleidung herum, weil ich sie nicht bügeln will. Ab und zu springt meine Schwester Kathi ein, die macht das gerne“, erzählt Lobnig, die in der Küche gern ihrer Fantasie freien Lauf lässt: „Ich koche spontan, nicht nach Rezept. Ich esse selbst so gut wie alles, Zucker ist ja auch Energie. Und natürlich geht’s ab und zu zum Mochoritsch. Dort gibt’s Themenwochen – bei Fisch kann ich nicht widerstehen.“
Ein TV-Gerät besitzt sie inzwischen auch, den gab’s schließlich überraschend zu ihrem 30er. „Meine Freunde schmissen zu meinem Runden ihr Geld zusammen und spendierten mir echt einen Fernseher. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass es etwas Besonderes ist. Ich hab mir gleich den größten ausgesucht.“
Lobnig, das Mädchen von nebenan, das immer an sich geglaubt hat, wurde mit einer olympischen Medaille belohnt.